Seit drei Jahren bietet good-stock umfangreiche Fulfillment-Dienstleistungen an. „Das ist ein Wettkampf, wo wir mit den ganz Großen mitspielen“, sagt Geschäftsführerin Marica Verjaal im Interview mit Sirko Salka. Die Corona-Pandemie stellt auch ihr Logistik-Unternehmen vor große Herausforderungen. „Wir haben viel Verständnis von unseren Kunden erfahren. Dafür bin ich sehr dankbar“.
Wie haben Sie die ersten drei Jahre bei good-stock erlebt?
Als sehr aufregend, mitunter auch mal anstrengend. Schon seit einiger Zeit verzeichnen wir einen enormen Wachstum im Onlinehandel, der durch die Corona-Krise noch einmal befeuert worden ist. So konnten unsere Kunden im B2C-Bereich 2020 ein deutlich höheres Auftragsvolumen verbuchen und mehr Kundenanfragen akquirieren. Dieser eCommerce-Boom ist natürlich sehr gut, aber nur eine Seite der Medaille.
Wie meinen Sie das?
Beim ersten Lockdown wurde der stationäre Handel geschlossen. Für unsere Kunden im B2B-Bereich, die ihrerseits den Handel beliefern, führte das vorübergehend zu massiven Einbrüchen. Das bekamen auch wir zu spüren. Als dann die Läden im späten Frühjahr 2020 wieder öffnen durften, setzte zusätzlich zum Direktversand an Endverbraucher auch die Belieferung des Handels ein. Plötzlich hatten wir so viele Aufträge, dass die Logistik schwer beherrschbar wurde. Nicht nur für good-stock. Allgemein wirkte der Markt im vergangenen Jahr getriebener und gehetzter. Alle suchten nach schnellen und sofortigen Lösungen während der Krise.
Mit welchen Herausforderungen waren Sie noch konfrontiert?
Die teilweise sehr hohe Auftragslage stellte nicht nur unseren Versand vor Herausforderungen, sondern auch die vorgelagerten Prozesse. Zudem mussten wir zeitweise einen dramatischen Rückgang an Personal beklagen. Aufgrund der Schließung der Grenzen nach Polen im Frühjahr und im Herbst fielen uns wichtige Arbeitskräfte weg. Das waren und sind große Hürden. Wir mussten einen schwierigen Spagat machen, um die Herausforderungen infolge von Corona zu meistern.
Wie kommunizieren Sie Lieferprobleme oder andere Probleme in der Fulfillment-Dienstleistung an Ihre Kunden?
Wir versuchen, in allen Prozessen äußerst transparent und offen mit unseren Kunden zu kommunizieren – und in dieser schwierigen Situation an Verständnis und Loyalität zu appellieren. Wir sitzen ja nicht alleine im Boot. Diese Sorgen treiben unsere Kunden und andere Logistiker auch um. Zum Glück haben wir sehr viel Verständnis und Geduld von unseren Kunden erfahren. Dafür bin ich sehr dankbar.
Good-stock bietet seinen Kunden eine 360 Grad Lösung an, ein Höchstmaß an Service sowie maßgeschneiderte Lösungen. Inwiefern ist das ein Wettbewerbsvorteil?
Einerseits muss man in der Logistik unheimlich standardisiert arbeiten. Die Margen in der Logistik sind gering. Dennoch versuchen wir, unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Das betrifft neben der reinen Logistik-Dienstleistung zum Beispiel die Erstellung eines Online-Shop. Zudem können wir bei der Vermarktung unterstützen. Das nennen wir eine 360 Grad-Lösung. Aber klar ist auch, für zusätzlichen Service fallen extra Kosten an. Wir können die Produkte auch in Blattgold einwickeln, sofern Kunden bereit sind, dafür zu zahlen.
Haben Sie hauptsächlich Stammkunden, oder herrscht in einem Fulfillment Center hohe Fluktuation?
Im Grunde bleiben Kunden, die wir einmal gewonnen haben, gern bei uns. Wir haben so gut wie keine Kundenabgänge. Viele Stammkunden sind aus der Historie gewachsen. Seinerzeit noch als Eurotape haben Medienkunden ihre Tonträger eingelagert. Diese Kunden haben wir heute noch. Großartig finde ich auch, dass wir für Kunden Bioprodukte, Nahrungsergänzungsmittel, einlagern. Das können wir prima machen, weil wir für diverse Lagerbereiche biozertifiziert sind. Das tolle ist, dass Endverbraucher zunehmend bewusst auf solche Produkte zurückgreifen.
Wenn Sie es sich aussuchen könnten, was wären die idealen Branchen oder Kunden?
Die Branchen sind relativ egal, da sind wir super flexibel. Wünschenswert sind Produkte, die wir idealerweise mit einer Hand greifen können. Ein paar Dinge kann ich ausschließen: Nichts Gekühltes, nichts Gefrorenes, natürlich nichts Lebendiges. Keine Waffen und keine Gefahrenstoffe. Wobei letzteres so pauschal auch nicht stimmt. Immerhin fallen auch einige Akkus in Uhren unter die Rubrik Gefahrenstoff. Uhren und Akkus sind für uns kein Problem. Medizinische Abfälle oder Chemikalien hingegen sehr wohl.
Sind Ihnen fünf große Kunden lieber als 50 Kleinstkunden?
Im Moment haben wir circa 20 Kunden, für wünschenswert halte ich rund 40 Kunden, von denen gerne einige groß sein können. Sich abhängig zu machen von fünf großen Kunden wäre gravierend: Fällt einer weg, hat man ein Problem. Ferner ist es wichtig zu beachten, welche Kunden diese Kunden wiederum haben. Daran hängt sehr viel, wie wir 2020 erfahren mussten, als im Lockdown der B2B-Bereich nahezu zum Erliegen kam. Ein bunter Mix an Kunden und wiederum Kunden dieser Kunden, das erachten wir als höchst wünschenswert. Ein kooperatives Verhältnis auf Augenhöhe ist uns ebenfalls wichtig.
Wo wollen Sie mit den Fulfillment-Dienstleistungen von good-stock mittelfristig stehen?
Momentan liegt die Priorität auf der Sicherstellung eines bestmöglichen Services für unsere Kunden, damit sämtliche Waren schnell zu den Bestellenden gelangen. Das ist ein Wettkampf, wo wir übrigens mit den ganz Großen mitspielen. Wenn wir in dieser Liga bestehen wollen, haben wir sehr viel zu tun. Deshalb sage ich: Zunächst müssen wir daran arbeiten, dass unsere Fulfillment-Dienstleistungen permanent auf einem sehr attraktiven Level sind.
Der Fokus liegt ganz klar im digitalen Bereich. Unsere Webseite, entsprechende Google-Aktivitäten, SEO und SEA sind für uns wichtige Bausteine, um neue Leads sprich Kundenaufträge zu generieren.